Jaume Plensa kehrt nach Venedig zurück: Neue Glaskunst-Ausstellung im historischen Studio Olivetti am Markusplatz

Spektakuläre Rückkehr an die venezianische Lagune

Der international gefeierte katalanische Künstler Jaume Plensa kehrt mit einer exquisiten Auswahl an Glasskulpturen nach Venedig zurück. Nach dem Erfolg seiner Soloausstellung „JANUS“ in der Chiesa di San Gallo im vergangenen Jahr und zehn Jahre nach seiner Installation „Together“ in der Basilica di San Giorgio Maggiore während der Biennale 2015, präsentiert der Künstler nun neue Werke im ikonischen Negozio Olivetti am Markusplatz.

Meisterhafte Glaskunst aus Murano

Die Ausstellung vereint eine sorgfältig kuratierte Auswahl von Glasskulpturen, die in Zusammenarbeit mit den Glasmeistern des Berengo Studio in Murano entstanden sind. Plensa verbindet konventionelle Skulpturenmaterialien wie Glas, Stahl, Bronze und Aluminium mit unkonventionellen Medien wie Wasser, Licht, Ton und Video, um Werke von eindringlicher Schönheit zu schaffen.

Der perfekte Rahmen: Carlo Scarpas Meisterwerk

Das Negozio Olivetti ist selbst ein Kunstwerk – ein architektonisches Juwel des legendären Architekten Carlo Scarpa aus dem 20. Jahrhundert. Der ehemalige Olivetti-Showroom für Schreibmaschinen wurde 2010 sorgfältig restauriert und wird seit 2011 vom FAI – Fondo per l’Ambiente Italiano verwaltet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Symbiose aus Scarpas eleganter modernistischer Architektur und Plensas meditativen Glasskulpturen verspricht ein außergewöhnliches ästhetisches Erlebnis im Herzen des Markusplatzes.

Plensas venezianische Geschichte

JANUS (2024)

Die Installation „JANUS“ bestand aus sechs weiblichen Gesichtern aus Glas und Alabaster, inspiriert vom zweigesichtigen römischen Gott Janus – ein Gesicht blickt in die Vergangenheit, das andere in die Zukunft. Plensa schuf eine Ode an die Hoffnung und einen Raum „spiritueller und poetischer“ Stille.

Together (2015)

Mit „Together“, einem Kollateralereignis der 56. Biennale di Venezia in der Basilica San Giorgio Maggiore, erhielt Jaume Plensa 2015 den Global Fine Art Award für die beste öffentliche Outdoor-Installation.

Über Jaume Plensa: Skulptur der Menschlichkeit

Jaume Plensa i Suñé wurde am 23. August 1955 in Barcelona geboren und ist ein katalanischer bildender Künstler, Bildhauer, Designer und Graveur. Er studierte in den 1970er Jahren an der Llotja School of Art and Design und an der Sant Jordi School of Fine Art in Barcelona und lebt heute in seiner Heimatstadt.

Internationale Anerkennung

Plensa ist weltweit bekannt für seinen Crown Fountain im Millennium Park in Chicago (2004), der aus einem schwarzen Granit-Reflexionsbecken zwischen zwei 15 Meter hohen Glasziegeltürmen besteht, die LED-Displays mit digitalen Videos zeigen.

Weitere bedeutende öffentliche Werke:

  • Breathing (2008) – BBC Broadcasting House, London
  • Laura (2012) – Albright-Knox Art Gallery, Buffalo (20-Fuß-Marmorskulptur)
  • Utopia (2021) – Frederik Meijer Gardens, Michigan (größtes Indoor-Werk des Künstlers)
  • Water’s Soul (2020) – Newport, Jersey City
  • Dreaming (2020) – Toronto

Auszeichnungen und Ehrungen

Plensa erhielt zahlreiche Preise, darunter den Marsh Award for Excellence in Public Sculpture (2009), den spanischen Nationalpreis für bildende Kunst (2012) und den prestigeträchtigen Velázquez-Preis (2013). 2005 wurde er vom School of the Art Institute of Chicago zum Doctor Honoris Causa ernannt.

Künstlerische Philosophie: Fragen stellen durch Skulptur

„Skulptur spricht nicht nur über Volumen. Sie spricht über etwas tief in uns selbst, das wir ohne Skulptur nicht beschreiben können“, erklärt Plensa. „Wir stehen immer mit einem Fuß im normalen Leben und mit dem anderen in der erstaunlichsten Abstraktion. Und das ist der Widerspruch, der das Leben ausmacht.“

Meditation und Spiritualität

Plensas Werk zeichnet sich durch eine tiefe Spiritualität und kontemplative Qualität aus. Seine Skulpturen – häufig Porträts mit geschlossenen Augen – laden den Betrachter zur Introspektion ein und schaffen Räume der Stille und des inneren Dialogs.

Glas als Medium der Fragilität

Plensa erklärt, dass sowohl Glas als auch Alabaster die Zerbrechlichkeit des menschlichen Wesens gut repräsentieren: „Sie haben die Fähigkeit, uns zu erleuchten, aber eine Fragilität, die bei einem gewaltsamen Schlag zerbricht“.

Die Wahl des Glases als Medium unterstreicht Plensas Reflexion über menschliche Verletzlichkeit in einer von Gewalt geprägten Welt. „Die Welt ist immer im Krieg; ich kann mich kaum an Momente erinnern, in denen es keine Kriege auf der Welt gab“, sagte er und fügte hinzu, dass Gewalt unter Menschen „ihn sehr betrifft“.

Die Laura-Serie: Meisterwerke aus Murano

Plensa arbeitete mit dem Berengo Studio zusammen, um die „Laura“-Serie zu schaffen – eine Sammlung von Kopf- und Büstenskulpturen, die vollständig aus Glas gefertigt sind und unglaublich detailliert und komplex sind, mit zarten Gesichtszügen und lebensechten Ausdrücken.

Die Schaffung der „Laura“-Serie erforderte Plensas künstlerische Vision und Adriano Berengos technische Expertise. Plensa erstellte ein Modell in kleinem Maßstab, das verwendet wurde, um eine Form aus einem speziellen Gips zu erstellen. Geschmolzenes Glas wurde dann in die Form gegossen und durfte abkühlen und erstarren.

Berengo Studio: Tradition trifft Innovation

Das Berengo Studio in Murano ist weltbekannt für seine Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Künstlern und die Übertragung traditioneller venezianischer Glasmacherkunst in die moderne Kunstwelt. Die Partnerschaft zwischen Plensa und den Murano-Meistern verbindet jahrhundertealtes Handwerk mit zeitgenössischer künstlerischer Vision.

Praktische Informationen

Ausstellung: Jaume Plensa – Glaskunst
Ort: Negozio Olivetti, Piazza San Marco 101, 30124 Venezia
Dauer : 30. Oktober 2025, 17:00 Uhr – 6.Jänner 2026