Kunstreise Mailand: Kiefer, Baselitz & Fontana erleben

Mailand gilt längst nicht mehr nur als Stadt der Mode, sondern auch als pulsierendes Zentrum für zeitgenössische Kunst. Ein aktueller Kunsttrip verbindet drei Highlights: die monumentalen Türme „Sette Palazzi Celesti“ von Anselm Kiefer im Pirelli HangarBicocca, die Eröffnung der neuen Galerie von Thaddaeus Ropac mit Baselitz und Fontana sowie das Museo del Novecento, das Fontana gleich ein ganzes Stockwerk widmet – inklusive eines unvergesslichen Panoramablicks auf den Mailänder Dom.
Anselm Kiefer im Pirelli HangarBicocca

Wer Mailand besucht, sollte den Weg in den Norden der Stadt auf sich nehmen: Der Pirelli HangarBicocca im Industrieviertel Bicocca gilt als Tempel der Gegenwartskunst. Schon beim Betreten der riesigen Industriehalle zieht Anselm Kiefers Installation „I Sette Palazzi Celesti“ („Die sieben himmlischen Paläste“) in den Bann. Die sieben monumentalen Türme aus Beton und Blei, zwischen 14 und 18 Meter hoch, erheben sich wie Ruinen einer mythischen Zukunft. Sie wirken zugleich monumental und fragil, voll von Symbolik zwischen Apokalypse und Erneuerung. Kiefers Werk ist seit 2004 eine dauerhafte Installation in Bicocca und macht die Halle zu einem spirituellen Erfahrungsraum zeitgenössischer Kunst.

Eröffnung der Galerie Ropac in Mailand

Ein Höhepunkt des Kunstherbstes ist die Eröffnung der Galerie Thaddaeus Ropac in Mailand, die damit ihr internationales Netzwerk erweitert. Das Haus startet mit einer dialogischen Ausstellung zweier Künstlergiganten: Georg Baselitz und Lucio Fontana. Während Baselitz’ expressive Malerei und Skulptur den Blick auf die Gegenwart und die eigene Körperlichkeit richten, bringt Fontanas revolutionäre Raumkonzeption mit den legendären „Cuts“ eine historische Radikalität zurück, die Kunstgeschichte schrieb. Das Aufeinandertreffen dieser beiden Positionen ist ein starkes Signal für Mailand als europäische Kunstmetropole.

Lucio Fontana im Museo del Novecento
Um diese Ausstellung gebührend vorzubereiten, lohnt sich ein Besuch im Museo del Novecento am Piazza del Duomo. Das Haus ist der italienischen Kunst des 20. Jahrhunderts gewidmet und beherbergt im obersten Stockwerk eine konzentrierte Sammlung von Fontanas Arbeiten. Hier wird sichtbar, wie Fontana mit seinen Schnitten und Durchdringungen die Kunst von der Fläche in den Raum katapultierte – eine Emanzipation der Leinwand, die den Weg für Installationskunst und Raumexperimente ebnete. Als zusätzliches Geschenk bietet der Rundgang den vielleicht schönsten Ausblick auf den Dom von Mailand, der sich wie ein lebendiges Relief unmittelbar vor den Fenstern erhebt.

Insider-Tipp für den perfekten Kunsttrip nach Mailand
Für einen gelungenen Tag empfiehlt sich der Rundgang: Start im HangarBicocca, weiter zur Galerie Ropac (ideal gelegen zwischen Scala und Dom), zum Abschluss entspannt ins Museo del Novecento. So erleben Kunstreisende Mailands dynamische Kunstszene zwischen Industriekultur, neoklassizistischem Ambiente und ikonischer Architektur. Wer Venedig liebt, findet hier eine perfekte Fortsetzung der Reise durch die Welt der Gegenwartskunst – nur zweieinhalb Zugstunden entfernt.
